Michael_S
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Bike: GasGas Pampera 250, Honda XR650R, Honda AT/Transalp 600 Rally Umbau , Yamaha XS650, TR1
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Hallo Lars, schwer zu sagen nach deiner Beschreibung. Was der eine als unangenehmes Fahrgefühl empfindet kann ein anderer unter Umständen gar nicht wahrnehmen. Ich versuche trotzdem mal ein paar Ursachen zu finden.
Zuallererst würde ich alles auf Leichtgängigkeit und Rundlauf prüfen. Am Besten bei den Rädern damit anfangen: Motorrad aufbocken und so unterlegen dass beide Räder in der Luft sind, oder halt wechselweise. Das Vorderrad per Hand drehen und auf Rundlauf und freigängige Bremsscheiben prüfen. Dazu das Rad kräftig andrehen und mit der Vorderbremse zum Stillstand bringen, danach gleich wieder andrehen. Die Bremsbacken müssen sofort wieder frei sein und das Rad soll sich ohne Schleifen weiterdrehen. Das gleiche am Hinterrad wiederholen: Kräftig im Leerlauf per Hand das Rad andrehen und kontrollieren ob es frei dreht. Kurz bremsen und wieder andrehen. Das Rad langsam drehen und auf Widerstand achten. Die Bremsbacken müssen frei sein. Wenn die Backen schleifen merkst du das beim Drehen. Dabei kannst du auch gleich überprüfen ob vielleicht die Kette zu straff gespannt ist. Eine zu straff gespannte und ungleich gelängte Kette wird das Rad auch an der freien Umdrehung hindern und an bestimmten Stellen der Drehung wird kurzer Widerstand spürbar und man muss stärker drehen um diesen Widerstand zu überwinden. Das würde evtl. erklären warum das Gefühl nach dem Radlagerwechsel stärker ist. Vielleicht ist die Kette ungleich gelängt und wurde zu straff gespannt und nicht kontrolliert.
Wenn das Vorderrad schon in der Luft ist auch gleich die Lenkkopflager prüfen: Dazu die beiden Tauchrohre von vorne ganz unten umfassen und die Gabel vor und zurückbewegen. Da sollte nichts knacken. Die Lenkung sollte völlig freigängig sein. Wenn du den Lenker hin und her bewegst, darf die Stellung nirgends einrasten oder Widerstand spürbar sein. Wenn du dich aufs Motorrad setzt und mit gezogener Bremse vorne ein- und ausfederst darf auch kein Knacken oder Tacken hörbar sein. Du kannst ein loses Lenkkopflager oben erspüren wenn du ans obere Lager fasst während du ein- und ausfederst. Aufpassen dass du dich dort nirgends einklemmst.
Weiters solltest du vorne alle Klemmschrauben der Gabelbrücken überprüfen. Ebenso ob die Achse richtig angezogen ist und die Klemmschrauben fest sind. Wurde die Reihenfolge des Anziehens befolgt? Zuerst die Schrauben der oberen Gabelbrücken anziehen, dann die unteren. Dann die Achse durchstecken und bei handfest angezogener Achsmutter das Moped mit gezogener Bremse ein paar Mal aus und einfedern. Dann die Achse festziehen und ganz zum Schluss die Klemmschrauben unten an den Tauchrohren.
Nun gehts hinten weiter. Das Moperl von einem Helfer halten lassen und auf die Sitzbank drücken oder hinten am Haltebügel runterdrücken um den Stoßdämpfer zu prüfen. Man kann auch ganz nach hinten rutschen und selber drauf rumhüpfen. Sie soll nach dem Einfedern sofort wieder nach oben ausfedern und gedämpft zur Ausgangshöhe zurückkehren.
Schwingenlager kontrollieren: ganz hinten am Rad angreifen und dagegen drücken und ziehen. Da darf kein Spiel spürbar sein. Radlagerkontrolle: dazu das Rad vorne und hinten umfassen, drücken und ziehen.
Bei der Kettenspannung waren wir schon, was noch fehlt ist die Kontrolle ob das Hinterrad gerade eingebaut ist. Lässt sich einfach an den Kettenspannern checken: die sollten logischerweise beide bei der gleichen Strichmarkierung stehen.
Bleibt noch die Spurkontrolle: dazu eine gerade Latte oder einen Metallwinkel/Vierkantrohr hinten ans Rad anlegen (links und rechts) und den Abstand zum Vorderrad kontrollieren. Vorderrad gerade einschlagen und den Abstand von der Latte zum Rad auf beiden Seiten mit dem Massband nachmessen. Das geht am besten mit einem Helfer.
Was aus Deiner Beschreibung für mich nicht klar hervorgeht: Ist der gefühlte Widerstand zyklisch oder gleichmässig? Tritt er nur beim Rollen auf oder auch beim Bremsen?
Ich verstehe dass sowas nervt, vor allem wenn die Symptome so diffus sind. Ich hatte mal nach einem Sturz mit der XT 600 eine ganz leicht verspannte Gabel, die hat in Fahrt zu 80% normal funktioniert aber in 20% der Fahrsituationen (beim schnellen Schotterdrift links oder rechts unterschiedlich stabile Vorderradführung, Schotterbremsungen vorne, Schotterkurven über Kuppen) war das Problem spürbar. Dummerweise war der Lenker auch verbogen und nachdem die Gabel wieder entspannt montiert wurde, was ich beim nächsten Reifenwechsel gemacht hab, war zwar alles wieder gut, jedoch der Lenker schief. Ich hatte also wieder ein funktionierendes Fahrwerk, jedoch immer einen schiefen Lenker vor mir was fast noch schlimmer war ...
Ich hoffe du kommst drauf, halt uns auf dem Laufenden,
Grüße, Michi
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